Karl versteckte sich bei den Tannen und beobachtete die Hexen, die um das Feuer tanzten. Ihre Nasen waren krumm, unter den Hüten, schaute graues Haar hervor. Im Gesicht hatten sie Warzen.
Das Treiben der Frauen lenkte ihn von seinen Sorgen ab.
Er vernahm ein Schreien hinter sich. Dann spürte er etwas um seinen Bauch. »Jetzt hab ich dich!«, sprach es. Er drehte sich um und sah in das Gesicht einer Hexe. Angst stieg in ihm auf. Ihre Zähne waren braun und abgefault, ihr Haar dreckig und zerzaust. Neben der krummen langen Nase, von der etwas Dünnes verlief und im Haar verschwand, war eine Warze.
Er wehrte sich gegen den Griff, doch die Hexe hielt ihn fest. Er hatte Angst, dass sie ihn in eine Ratte oder Fliege verwandelte, so wie die Menschen es immer sagten.
Sie warf ihn über ihre Schulter und rannte mit dem Kind durch den Wald, zu ihrem Haus.
Die Frau setzte ihn auf einen Stuhl. Dann streckte sie den Finger aus. »Wenn du dich rührst, verwandle ich dich in eine Spinne, die ich in meinem Topf koche«, und lachte. Der Junge zitterte. Er sah, dass die Hexe ihren Hut, mit den Haaren abnahm. Dann griff sie zu ihrer Nase, die an einem Faden befestigt war und legte sie auf den Tisch. Aus dem Mund nahm sie etwas heraus und wischte das Gesicht mit einem Lappen ab. Die Hexe war plötzlich wunderschön: goldenes Haar, weiße Zähne, reine Haut, leuchtende blaue Augen. Sie sah ihn an.
»Na«, lachte sie. »Enttäuscht?«
Der Junge schüttelte mit dem Kopf. »Nein«, mehr konnte er nicht sagen. »Keine Angst, ich werde dich nicht verwandeln. Selbst, wenn ich es könnte, deine Strafe hast schon bekommen.«
»Welche Strafe?«
Sie beugte sich zu ihm herunter und lachte. »Es ist verboten uns zuzusehen. Deshalb habe ich dich entführt.« Er fühlte ihre Wärme.
»Ich weiß, dass du uns bei jedem Vollmond beobachtest. Wir spüren das.«
Tun sie das wirklich? Wissen sie, dass ich da liege?
Sie nickte. »Ja, ich weiß, dass du uns beim Tanzen zuschaust.«
Fürchte dich nicht. Du bist in Sicherheit. Er sah sie an, als er die Stimme in seinem Kopf hörte. Ihre Lippen bewegten sich nicht.
»Ich weiß von der Krankheit deiner Mutter.« Sie drehte sich um und begann, auf dem kleinen Holztisch ein paar Kräuter zu zerkleinern. Sie nahm ein Gefäß aus dem Regal, in dem ein leuchtender Frosch stand und kippte die Sachen hinein. Dann drehte sie sich um. »Ich kann dir helfen, sie wieder gesund zu machen.«
Könnt ihr das?
Ja mein Kind, das kann ich. Es bleibt nicht viel Zeit, Sie wird dem Fieber bald erliegen.
Tränen rannen ihm über die Wangen. Mutter wird sterben. Sie sah ihn traurig an. Dann kniete sie sich vor ihm und sah ihn in die Augen. Weine nicht kleiner Mann, noch ist es nicht zu spät.
Was soll ich tun?
Gehe zu ihr und bring mir drei Tropfen ihres Blutes.
»Blut?«
Sie nickte. »Ja, Blut. Es ist die einzige Zutat, die mir noch fehlt. Dann wird sie wieder gesund.«
Sie gab ihm eine kleine Flasche und eine Nadel.
Er rannte schnell nach Hause und pikste der schlafenden Mutter in die Hand. Sie zuckte zusammen, ihre Augen blieben geschlossen. Er gab ein paar Tropfen in das Fläschchen, dann lief er zurück zu der Hexe und gab es ihr. Sie tat das Blut in die zerkleinerten Kräuter.
Wie sie wohl heißt?
»Walburga«, antwortete sie.
Von einer Hexe Walburga hatte er schon gehört, sie soll böse, hässlich und durchtrieben sein.
Sie schüttelte den Kopf. »Bin ich das?«
»Ich glaube nicht.«
Sie seufzte, dann gab sie ihm das Fläschchen. »Es ist fertig.«
»Was wollt ihr dafür?«
»Nichts! Aber wenn du magst, kannst du uns gern beim nächsten Vollmond mit deiner Mutter zuschauen!« Er bedankte sich und rannte nach Hause.
Einen Monat später saß er mit seiner Mutter auf einer der Bank. Sie beobachteten die Hexen. Er sah zu Walburga, die sich wieder verkleidet hatte. Sie lachte ihn zu. Dann schaute er zu seiner Mutter, die fröhlich zu dem Gesang klatschte. Ihr Augen funkelten. Ein Funkeln, das fast erloschen war und dank dieser Hexe wieder aufflammte.
Schreibe einen Kommentar