
56 vom Blattfall IV-1407
Ich habe die ganze Nacht von dem Fettsack geträumt. Er stand vor dem Käfig und lachte mich aus. Hinter ihm standen Menschen und beschimpften mich. Ich war Abschaum für sie. Ich fing an, sie zu hassen. Sie waren nicht anders, als die Wölfe.
Am Fenster heute Morgen tanzten Schneeflocken. Papa kam zu mir und Asiel. Er sagte, wir müssen schnell weiter, der Winter bricht ein.
In der Taverne aßen wir was, dann brachen wir wieder auf, auch wenn es draußen kalt war. Die kleinen Flocken, die in der Luft schwebten, glitzerten vor sich her. Asiel sprang herum. Ich streckte die Zunge nach ihnen aus, um sie zu essen. Sie sahen aus, wie Zuckerwatte, schmeckten aber nicht so lecker. Der Weg und die Dächer der Häuser waren von einer dünnen weißen Schicht bedeckt. Es sah aus, wie ein durchsichtiges Seidentuch. Die Ziegeln schauten rot hervor, das Kopfsteinpflaster war hellgrau.
Wir liefen wieder den ganzen Tag, machten nur kurz eine Pause an einem Baum, der am Wegesrand stand. Dort nahmen wir unser Proviant zu uns, um uns zu stärken. Schnell erreichten wir die kleine Stadt namens Drosseln, in der wir rasten wollten.
Überall, wo wir hinkamen, wurden wir seltsam angeschaut oder beschimpft, auch hier. Eine Frau sagte, wir wären eine Ausgeburt des Teufels. Ich sah in mein Buch und verstand, was sie meinte. Sie sah mich dabei an. Ein alter Mann, der mich an den Fettsack erinnerte, sagte, wir würden den Krieg in dieses Land bringen. Sie riefen, wir sollten von hier verschwinden.
Papa sagte, ich sollte nicht darauf achten. In der Taverne wurden wir auch böse angeschaut. Der Wirt sah grimmig zu uns rüber, als wir den Raum betraten. Er vermietete uns trotzdem ein Zimmer, sagte aber, dass wir zum nächsten Morgen verschwinden und keinen Ärger machen sollten.
Ich legte mich gleich ins Bett. Meine Füße taten mir weh. Auch Asiel jammerte herum. Er wollte nicht mehr laufen. Er fragte stets und ständig, wann wir endlich da sein werden. Mama antwortete: »Bald mein Schatz, sehr bald.« Sie hatte Tränen in den Augen. Ich glaube, ihr tat auch alles weh. Sie ließ es sich nur nicht anmerken.
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